kinderleicht gepostet – warum du Kinderfotos nicht in social media teilen solltest

Vorab: Das ist meine Meinung und ich verurteile keinen, der es anders macht. Ich habe anfangs auch anders gehandelt. Menschen entwickeln sich und lernen dazu und machen Fehler. Ich möchte mit euch ein paar Infos teilen, die man zumindest auf dem Schirm haben sollte. Für Eltern wichtig, aber auch für Angehörige und Fotograf:innen. 

Was meine ich mit social media? 

Darunter verstehe ich Instagram, egal ob es ein privater Account ist oder dieser öffentlich ist. Ich meine damit auch Facebook und WhatsApp. Kinderbilder als Profilbild nutzen, in den Status packen oder einfach versenden über Chats und was es sonst noch so gibt, fällt auch unter social media. Auch, wenn dein Profil privat ist oder du es „nur“ im Status mit deinen Kontakten teilst, ein Bild, das mehrere 100 Leute erreicht ist nicht privat. Viele argumentieren mit „aber das sind ja nur Familienmitglieder oder Freunde“, jedoch gibt es Täter:innen auch in der Familie. Bilder, die an Freunde versendet werden, können auch schnell in andere Hände gelangen. Schnell der Mutter geschickt, diese versendet es an die Freundin und so weiter. Auch, wenn man Menschen vertraut, die Kontrolle hat man nie. 

Was passiert mit den Bildern von Kindern, die ins Internet gelangen? 

Bilder, die ins Internet gelangen bleiben dort auch, das sollte jeder mittlerweile wissen. Täter:innen suchen gezielt nach „harmlosen“ Bildern im Internet und verbreiten diese unter Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern. Es ist wichtig zu wissen, dass auch „harmlose“ Bilder verwendet werden. Auch Bilder, die harmlos wirken oder auch Gruppenfotos werden oft in pädokriminellen Foren geteilt. Um in solchen Foren aufgenommen zu werden, muss man selber Bilder „mitbringen“. Da liegt es natürlich auf der Hand, dass Täter:innen Bilder aus dem eigenen Umkreis verwenden. Auch Bilder, auf denen Kinder angezogen sind, werden mittlerweile so bearbeitet, dass Kinder leicht bekleidet aussehen. Dadurch werden diese sexualisiert. Auch verpixelte Bilder oder Bilder mit einem Smiley können mittlerweile einfach nachbearbeitet werden und das Gesicht ist wieder sichtbar. 

Was sagt dein Kind in 20 Jahren dazu, dass Bilder von ihm im Internet sind?

Kinder haben, wie alle, das Recht am eigenen Bild. Später können sie sich für solche Bilder schämen, egal ob in der Schule, als Erwachsener im Beruf oder im Freundeskreis. Wer weiß wie sich die Bildbearbeitung in den Jahren entwickelt und was man mit solchen Bildern anstellen wird. Bilder verschwinden einfach nicht aus dem Internet! Ich glaube die eigentliche Frage ist: „Würdest du so ein Bild von dir jetzt posten?“ oder „Ist es für dich in Ordnung alle Bilder, die es von dir als Kind gibt sofort ins Internet zu stellen? Zum Beispiel ein ganzes Fotoalbum?“ Das oben verwendete Bild soll natürlich Aufsehen erregen, damit viele sich mit dem Thema beschäftigen. Aber ich muss wirklich sagen, dass dieses Shooting keinen Spaß gemacht hat und mich auch Überwindung gekostet hat es zu veröffentlichen. Man fühlt sich in dieser Rolle nicht wohl.

Warum posten wir so gerne Kinderbilder? 

Was ist das besondere daran? Ist es nur der Stolz über den süßen Nachwuchs oder was steckt dahinter? Ich glaube zum größten Teil ist es der Wunsch nach Likes und Anerkennung von anderen für das eigene Kind. Auf Kinderbilder bekommt man viel häufiger Feedback als auf andere. Viele kommentieren öfter auf Kinderbilder, da sie eben auch niedlicher sind. Eltern sind stolz auf ihre Kinder und möchten am liebsten ihr großes Glück mit allen auf der Welt teilen. Jeder freut sich, wenn andere über das eigene Kind ihr Lob aussprechen. „WOW ist euer Kind schon groß!“ oder „Wie süß ist der denn bitte?!“. Aber am Ende des Tages bringt es das eigene Glück oder das Wohl des Kindes nicht gerade weiter, wenn andere Menschen Bilder von ihm sehen. Ich als Mutter verstehe total, dass einen das glücklich macht, wenn sich andere für einen freuen oder sich über das Kind freuen, wenn es zum Beispiel lacht. Aber hier sollte klar das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen und nicht das eigene. Ich denke, der erste Ansatz ist es, andere Bilder von fremden Kindern nicht zu liken oder zu kommentieren. Wenn ich es liken würde, würde ich damit signalisieren „hey, es ist okay diese Bilder zu teilen.“ Ich gehe auch manchmal noch einen Schritt weiter und folge Personen nicht, die Kinderbilder teilen. Natürlich darf man Personen nicht verurteilen und sie sind auch nicht per se schlechte Menschen, aber das Thema „Kinderbilder im Internet“ darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Wie genau posten als Privatperson? 

Meine Empfehlung: Weglassen! Postet einfach keine Bilder von Kindern. Wenn ihr mit Freunden Erinnerungen teilen möchtet, die weit weg wohnen, telefoniert mit ihnen. Macht Fotoalben und druckt Bilder aus und verschenkt diese. 

Wenn du dennoch Bilder posten möchtest, empfehle ich klar, das Kind von hinten zu posten oder so, dass der Kopf nicht drauf ist. Bilder zu bearbeiten durch Emojis oder zu verpixeln, kann man mittlerweile auch rückgängig machen. In der Bearbeitung und mit der neuesten künstlichen Intelligenz könnte man auch die Bilder komplett bearbeiten, sodass Gesichter eingefügt werden oder Kleidungsstücke entfernt werden können.

Welche Bilder posten? 

Bilder, die Kinder nackt zeigen, in Badeklamotten, auf dem Klo, auf dem Wickeltisch, bekleckert mit Essen, schlafend oder sabbernd gehören absolut nicht ins Internet. Auch wenn man immer noch das Argument im Kopf hat „ich teile es ja nur mit meinen Freunden“ sollte man sich überlegen, ob man damit okay wäre das Bild für die Öffentlichkeit zu posten. Wenn man dies nicht möchte, sollte man es auch nicht auf dem privaten Account teilen. Wie oben erwähnt, gelangen auch diese Bilder schnell an Täter:innen oder in pädokriminelle Foren. Natürlich niemals einfach andere Kinder fotografieren oder noch schlimmer: posten! 

Persönliche Daten: 

Diese gehören natürlich nicht ins Internet. Dazu gehören Standort, Wohnort, vollständiger Name, Geburtsdatum etc. Gar nicht auszudenken was damit passieren könnte.  

Fotograf:innen: 

Jetzt noch zum Thema Bilder Posten als Fotograf:in. Viele argumentieren mit „aber dann bekomme ich keine Kunden für Familien- oder Newbornshootings.“ Ich habe noch nie Kinder Bilder gepostet und noch nie Familienshootings und trotzdem bekomme ich laufend Anfragen. Postet doch ein Story, dass ihr gerade bei einem Familienshooting seid oder erwähnt es, dass ihr Newbornshootings macht. Zeigt die dazugehörende Location, teilt die Accessoires und Ideen, die ihr zu Kinderbildern habt. Postet ein Paarbild von dem Familenshooting und schreibt darunter, dass ihr keine Kinder zeigt. Es gibt auch Fotograf:innen, die damit werben, dass sie keine Kinderbilder posten. Das würde mich persönlich sehr ansprechen, wenn ich auf der Suche nach einer Fotograf:in wäre. Auch muss man sagen, dass ich als Mama nicht zu einer Fotografin gehen würde mit meinem Kind, die Kinderbilder gepostet hat. Was ist, wenn ich das nicht möchte und sie oder er es trotzdem postet? Klar, dann könnte man klagen, aber das Bild ist trotzdem schon im Internet. Zusammenfassend kann man sagen, egal ob ihr stolz auf eure fotografische Leistung seid oder eure Anfragenzahl erhöhen möchtet, werdet kreativ und stellt es dar, ohne die Kleinen zu teilen. Nur so könnt ihr Kinder direkt und indirekt vor Missbrauch im Internet schützen. 

Vielen lieben Dank auch an Leni Pusl und Charlotte Dückers für die Hilfe und Infos zu diesem Beitrag. Ich weiß, dass euch das Thema genauso am Herzen liegt wie mir.

Quellen:

Achja und mittlerweile durfte ich es auch bei „UNSER RADIO“ teilen. Vielen lieben Dank dafür.

Picture of Jana Zellmer

Jana Zellmer

Fotografin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert